Wirtschaftswissenschaftler & Verhaltensökonom


Ausbildung:

2014 – 2018
Masterstudium: Business Studies
Universität Kassel

2013 – 2018
Masterstudium: Economic Behaviour and Governance
Universität Kassel       

2015 – 2015
Auslandssemester: Master of Business Administration
Siam University, Bangkok

2009 – 2013
Bachelorstudium: Wirtschaftswissenschaften
Universität Kassel

Abschlussarbeiten:

Der IKEA-Effekt im Aktienmarkt. Eine experimentelle Analyse.
Masterthesis, 2018.

Führt eine Feedback-Option eines Spielers in einem Gefangenen-Dilemma mit einseitiger Kommunikation zu mehr Kooperation?
Bachelorthesis, 2013.

Der IKEA-Effekt im Aktienmarkt. Eine experimentelle Analyse.

Ercan Hayvali hat in seiner Masterarbeit aus dem Jahr 2018 als erster den Einfluss des IKEA-Effekts auf das Akteursverhalten auf Finanz- und Aktienmärkten untersucht. Dabei konnte er im Rahmen seiner experimentellen Untersuchung nachweisen, dass der IKEA-Effekt auch auf den Aktienmärkten beobachtet werden kann und das Verhalten der Akteure beeinflusst. Eingeleitet wird die Masterarbeit mit der folgenden Passage:

We are finally beginning to understand that irrationality is the real invisible hand that drives human decision making“ (Ariely, 2009, S. 79). Das menschliche Verhalten bei Entscheidungen und Bewertungen unterliegt komplexen Prozessen und kann nicht immer als ökonomisch rational angesehen werden (Rulleau und Dachary-Bernard, 2012, S. 198; Hill, 2008, S. 694). So ist das Verhalten von Akteuren auf Finanzmärkten nicht vollständig rational und im Einklang mit der von Fama (1970) aufgestellten Effizienzmarkthypothese (Gupta et al., 2014, S. 58). Zudem neigen Menschen dazu, selbst entworfene und zusammengebaute Dinge unabhängig von der Qualität subjektiv höher zu bewerten als gleichwertige Produkte.

Dieses Phänomen wurde von den Forschern Norton, Mochon und Ariely (2012) mithilfe zahlreicher Experimente untersucht und dokumentiert. In Anlehnung an die vom schwedischen Möbelhaus IKEA angebotenen Möbel mit „Do it yourself“-Charakter bezeichneten die Forscher diesen Effekt als den sog. „IKEA-Effekt“. Der erbrachte Aufwand für die Montage von Objekten führt zu einer unverhältnismäßig hohen Wertschätzung, selbst wenn es sich um ein standardisiertes Produkt ohne Möglichkeit der Individualisierung handelt (Norton et al., 2012, S. 453). Gewürdigt wurde dieses Phänomen bereits von der renommierten Zeitschrift „Harvard Business Review“ durch die Aufnahme in die Kategorie „Breakthrough Ideas for 2009“ (Norton, 2009, S. 30).

Die Ursprünge dieses Phänomens lassen sich auf die Ansätze der „Effort Justification“ als Teil der kognitiven Dissonanztheorie von Festinger (1957) zurückführen, bei der einem Output ausschließlich durch den erbrachten Aufwand ein höher Wert zugewiesen wird. Der IKEA-Effekt ist zudem verwandt mit dem auf den Arbeiten von Thaler (1980) basierenden Endowment-Effekt, bei dem einem Objekt lediglich durch den Besitz eine höhere Wertschätzung zugewiesen wird. Diese Ansätze lassen sich in die Prospect-Theorie von Kahneman und Tversky (1979) einordnen, welche als fundamentale Idee der Verhaltensökonomie beschreibt, wie sich Individuen abweichend von der Nutzentheorie tatsächlich verhalten.

Der IKEA-Effekt war bereits Gegenstand zahlreicher Studien und konnte bei LEGO-Autos und IKEA-Aufbewahrungskisten (Mochon et al., 2012), humanoiden Robotern (Groom et al., 2009), Milchshakes (Dohle et al., 2014), Bildungsbausätzen (Walasek et al., 2015) und Spielzeugen (Marsh et al., 2018) nachgewiesen werden.

Bei einer groben Betrachtung der bisherigen Forschungsansätze kann man jedoch feststellen, dass diese Untersuchungen einen Fokus auf den Einfluss des erbrachten physischen Aufwands auf die Wertschätzung materieller Gegenstände legen. Zudem findet eine Betrachtung des Effekts im finanzwissenschaftlichen Kontext nicht statt. Doch welchen Einfluss können geistiger Aufwand und Entscheidungsprozesse auf die Wertschätzung von immateriellen Dingen ausüben? Inwieweit kann der Aufwand bei der Verarbeitung und Bewertung von Informationen im Kontext der Aktienmärkte die Wertschätzung des Outputs beeinflussen? Führt die eigenständige Zusammenstellung eines Aktienportfolios zum IKEA-Effekt?

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, diese Forschungsfrage mithilfe eines durchgeführten Experiments zu beantworten. Untersuchungen des IKEA-Effekts wurden bislang hauptsächlich mit materiell fassbaren Gegenständen durchgeführt, weshalb ein derartiges Experiment als mögliche Forschungslücke die Hauptintention dieser Arbeit darstellt. Mit dem durchgeführten Experiment wird an die Untersuchungen von Norton et al. (2012) und Mochon et al. (2012) angeknüpft.

Zur Bearbeitung und Beantwortung dieser Fragestellung ist die Arbeit wie folgt aufgebaut. In Abschnitt zwei erfolgt zunächst eine grundlegende Einführung in das Konstrukt des IKEA-Effekts, wobei die entstehende unverhältnismäßig hohe Wertschätzung anhand der empirischen Befunde von Norton et al. (2012) umfassend vorgestellt wird. Im Anschluss findet eine Abgrenzung zum Endowment-Effekt und Trophy-Effekt statt, bei der die Unterschiede und Gemeinsamkeiten anhand der Erkenntnisse von Thaler (1980) und Bühren und Pleßner (2011) dargestellt werden.

Im dritten Abschnitt findet eine grundlegende Einführung in die Finanzmärkte statt, wobei die Ansätze der Effizienzmarkthypothese von Fama (1970) ausführlich vorgestellt und mögliche Schwächen anhand empirischer Befunde aufgezeigt werden. Anschließend findet eine Vorstellung der tatsächlichen Verhaltensweisen von Akteuren auf Finanzmärkten statt. Dabei werden zahlreiche Anomalien des menschlichen Verhaltens vorgestellt und anhand empirischer Befunde dargelegt.

Nachdem die theoretischen Grundlagen ausführlich mittels bestehender Literatur und relevanten empirischen Befunden vorgestellt wurden, wird in Abschnitt vier umfassend das Design des durchgeführten Experiments beschrieben. Dabei werden der Aufbau, die konzeptionelle Gestaltung sowie die Vorgehensweise der Untersuchung vorgestellt.

Anschließend folgt in Abschnitt fünf die Auswertung des durchgeführten Experiments. Neben der aufgestellten Forschungsfrage werden dabei vier weitere Hypothesen geprüft und die Ergebnisse ausführlich diskutiert. Die Analyse umfasst dabei neben der Kernfrage der vorliegenden Arbeit auch Hypothesen hinsichtlich des Geschlechts, des Endowment-Effekts und des erbrachten Aufwands.

Abschließend wird im letzten Abschnitt sechs ein zusammenfassendes Fazit der Thematik durchgeführt, mögliche Implikationen der Resultate für die Praxis formuliert sowie weitere Forschungsmöglichkeiten aufgezeigt.